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8 FRAGEN AN KALIN LINDENA
Kalin Lindena ist seit 2014 Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Sie studierte an der HbK Braunschweig und erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen; zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.
1. Kalin, Du hast nach dem Abschluss Deines Studiums zunächst in Köln gelebt und bist dann nach Berlin gegangen. Heute pendelst Du zwischen Berlin und Karlsruhe.
Wie beurteilst Du das generell? Ist es für die Entwicklung einer starken künstlerischen Position und die Teilhabe an aktuellen Diskursen essentiell, sich mitten im Geschehen zu befinden (z.B. in Berlin) oder geht das auch von anderen Orten aus? Berlin scheint so ein Pilgerort zu sein, das kannst Du doch überall entdecken. Wo Du bist ist alles möglich. Bei Dir. Sagt die richtige: Während meines Studiums bin ich 2001 nach Berlin gezogen und von dort aus gab es mehrere Ausflüge, unter anderem nach Köln oder auch ein Jahr total aufs Land am Niederrhein. Ich bin aber immer wieder nach Berlin zurück. Da wohnten ja alle meine Freunde, und Feinde, da rieb es, dadurch entstand Hitze.
Ich glaube, es gibt Zeiten in denen man sich total ins Gestirn schmeißt und dann wieder welche, in denen man ganz zurückgezogen sein will. Die eigensinnige Mischung macht es wohl aus? Der Mensch will immer zum Mensch. Das geht von überall aus – in Polen, Mexiko, Brandenburg, Sizilien, endlich New York, auf dem Papier und im Kopf.
2. Deine Arbeiten waren früh auf dem Kunstmarkt sichtbar. Bereits während Deines Studiums gab es Ausstellungen in renommierten Galerien, z. B. bei Meyer Riegger in Karlsruhe oder Christian Nagel in Köln. Wie sind diese Galeristen auf Deine Arbeiten aufmerksam geworden? Gab es Unterstützung vonseiten der Professoren bzw. welche anderen Netzwerke kamen dabei zum Tragen?
Da war wohl viel Glück dabei.
3. Wie wichtig war für Dich in Deiner künstlerischen Entwicklung der Kontext der Hochschule, also die Kommiliton:innen oder die Professor:innen?
Da liegen die Wurzeln meiner immer noch bestehenden Freundschaften. Und die machen den Austausch aus. Beim dann doch gemachten Diplom habe ich mir lachend die Überschrift gegeben:„Die unglaubliche Lesbarkeit der Offenheit im Sinne von komplex.“ Ich merke heute immer noch, dass das viel begleitet. Und „keep it simple“, „Don“t overdo it“.
4. Seit 2014 bist Du Professorin im Fachbereich Malerei/Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Worauf legst Du in Deiner Lehre besonderen Wert?
Vorallem möchte ich wissen, dass es da um etwas geht und sich jemand wirklich auf die Suche begibt, wie unterschiedlich das dann auch ausfällt. Haltung finden. Das versuche ich zu fördern – und zu überlaufen. Am wenigsten bin ich an Hierarchien interessiert.
5. Wie bereitet man als Professor:in Studierende auf das berufliche Leben nach dem Studium vor – im praktischen wie im theoretischen Sinne ?
Das frage ich mich auch: diskursreiche Diskussionen, gelassen Ausstellungen besuchen, aufgeregt spazieren gehen, Fragen finden, Farbe versuchen, es gibt ja kein Rezept. Die wissen doch eh viel mehr als ich…
6. Künstler:innen sind heutzutage nicht mehr nur für ihre Arbeit im engeren Sinne verantwortlich, sondern darüberhinaus auch für Bedeutungsproduktion, Selbstinszenierung und die Vermarktung der eigenen Arbeit. Hast Du den Eindruck, dass Künstler:innen heute oder in Zukunft mit anderen Kompetenzen ausgestattet sein müssen als vor zehn, zwanzig Jahren? Wenn ja mit welchen?
Da ändert sich gar nicht so viel, glaube ich. Es gab immer schon die Künstler:innen, die sich anhören wie Kuratoren:innen und solche, deren Schweigen überschätzt wird, solche, die an ihrer Bühne bauen und die, die nicht zur eigenen Eröffnung gehen können. Das reicht vielleicht nur alles schneller hinein, weil die Informationen ständig gekabelt werden und so viel verglichen wird.
7. Haben die Akademien/Ausbildungsstätten auf neue Herausforderungen schon reagiert? Sollten sie das überhaupt und wenn ja, wie?
Wir haben jetzt WLan an der Akademie, das ist doch was!
In Karlsruhe wird jetzt ja sehr jung berufen, das bekräftigt die Frage an die Studierenden, wie sie sich verwirklichen wollen und dass sie das selbst gestalten jeden Tag. Es gibt ja jeden Tag nur einmal.
Die Fachbereiche weichen in diesen Zeiten schon etwas auf, obwohl es selbstverständlich immer noch Maler und Bildhauer gibt, es gibt schon eine Bewegung zum Ganzheitlichen, die ich auch gut finde. Wenn es eine Idee gibt, dann soll doch auch eine Skulptur entstehen können in einer Malerei-Klasse, ein Film oder eine Performance, da geht es doch um die Dringlichkeit.
8. Woran arbeitest Du gerade bzw. was ist dein nächstes Projekt/deine nächste Ausstellung?
Jetzt sind ja erstmal die jungen Leute dran!
Bei der Frage denke ich eher an die Struktur meiner Werke, die sich gerade vom sehr projektbezogenen Schaffen in ein kontinuierliches wandelt. Das überrascht mich, aber ich wundere mich gern.
Mein Allerherzens-Wunsch wäre es, mal ein Bühnenbild zu machen -Besteck, Möbel, Spielfilm, Reisebegleitung, Häuser entwerfen, siebentorige Altlasten spiegeln, das kommt ja alles aus dem Leben und gehört da auch wieder rein.
Ich finde kein Ende, kenne keine Grenzen, sagte sie, dachte er…
8a. Welchen Tanz kannst Du?
Den Gehtanz.
(Februar 2017)